Bosnien & Herzegowina 🇧🇦

Krieg in Bosnien-Herzegowina 1992 bis 1995 🥲

Ende Juni 1992 konzentrierten sich die Kämpfe auf die ostbosnischen bosniakischen Enklaven (z. B. Goražde, Žepa und Srebrenica), die Region um Mostar und den sogenannten „Nordkorridor“ bei Brčko, einem Verbindungsstück zwischen serbisch besiedelten und besetzten Gebieten. Einige Gebiete (zumeist mit traditioneller Mehrheit an serbischer Bevölkerung) standen von Anfang an unter serbischer Kontrolle. Hier kam es nicht zu offenen Kämpfen; allerdings wurde die nichtserbische Bevölkerung massiv vertrieben (sogenannte „ethnische Säuberungen“) und es kam oft zu grausamen Massakern an der Zivilbevölkerung. Die Zahl der Flüchtlinge stieg rasant. Offene Kämpfe gab es außer in Nordostbosnien auch in der Herzegowina. Dort stießen vor allem serbische und kroatische Truppen aufeinander. Bosniaken aus der östlichen Herzegowina waren zunächst nach Westen geflohen und hatten bei den mehrheitlich kroatischen Truppen mitgekämpft. Als später Kämpfe zwischen Kroaten und Bosniaken ausbrachen, gerieten sie (z. B. in der Osthälfte von Mostar) in eine Art Falle.

Von Juni 1992 bis August 1995 überfielen bosnisch-muslimische Streitkräfte unter der Führung von Naser Orić serbische Dörfer im Osten Bosniens und richteten massive Zerstörungen an. Zahlreiche serbische Zivilisten wurden vertrieben oder gefangen genommen, gefoltert und ermordet, unter anderem in der Polizeistation von Srebrenica, das in diesem Zeitraum von bosnisch-muslimischen Truppen kontrolliert wurde.

Anfang Juli 1992 rief die „Kroatische Demokratische Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina“ im herzegowinischen Ort Grude die „Kroatische Republik Herceg-Bosna“ mit Hauptstadt Mostar aus.

Im August 1992 berichtete der amerikanische Journalist Roy Gutman erstmals über Massenmorde in von bosnischen Serben betriebenen Internierungslagern, insbesondere in Omarska in der Nähe von Prijedor (Nordwestbosnien). Flüchtlinge berichteten ebenfalls über solche Lager, in denen insgesamt mehr als 100.000 Menschen interniert seien. Später berichteten sie, in speziellen Lagern seien tausende von muslimischen Frauen von Serben vergewaltigt worden. Die Vereinten Nationen berichteten jedoch auch von zahlreichen bosnisch-muslimischen und kroatischen Internierungslagern, in denen serbische Zivilisten festgehalten, gefoltert und getötet worden seien. Im Oktober 1992 begannen in Zentralbosnien Kämpfe zwischen den bisher verbündeten Kroaten und Bosniaken.

Das Jahr 1993 war von einer Vielzahl gescheiterter Friedenspläne (u. a. Vance-Owen-Plan, Owen-Stoltenberg-Plan), zahllosen eingegangenen und kurz darauf wieder gebrochenen Waffenstillständen und zunehmend verworreneren Frontverläufen gekennzeichnet.

1993 wurde u. a. Srebrenica zur UN-Schutzzone erklärt.

Am 8. Januar 1993 erschossen bosnische Serben den stellvertretenden bosnischen Premierminister Hakija Turajlić, der sich in Sarajevo mit einem UN-Konvoi auf dem Weg vom Flughafen zum Regierungssitz befand, an einem Kontrollpunkt in seinem Auto.

Im Juli 1995 überfielen Truppen der Republika Srpska unter dem Kommando von General Ratko Mladić die UN-Schutzzone Srebrenica und töteten daraufhin Tausende Bosniaken, vorwiegend Männer. Dieser Vorfall ist als Massaker von Srebrenica bekannt und wurde vom Internationalen UN-Gerichtshof in Den Haag rechtskräftig als Völkermord klassifiziert.

History 🇧🇦

Bosnien-Herzegowina oder verkürzt Bosnien genannt ist ein südosteuropäischer Bundesstaat. Er besteht geografisch aus der Region Bosnien im Norden – die rund 80 Prozent des Staatsgebiets einnimmt – und der kleineren Region Herzegowina im Süden. Politische Teilgebiete des Bundesstaates sind die Föderation Bosnien und Herzegowina, die Republika Srpska sowie der Brčko-Distrikt als Sonderverwaltungsgebiet. Hauptstadt und zugleich größte Stadt des Staates ist Sarajevo; weitere Großstädte sind Banja Luka, Tuzla, Zenica, Bijeljina und Mostar.

Das Staatsgebiet liegt östlich des Adriatischen Meeres auf der Balkanhalbinsel und befindet sich nahezu komplett im Dinarischen Gebirge. Nachbarstaaten sind im Norden und Westen Kroatien, im Osten Serbien und Montenegro im Südosten. Des Weiteren hat der Staat bei Neum im Neum-Korridor einen rund 25 Kilometer langen Küstenstreifen an der Adria. Die bosnisch-herzegowinische Bevölkerung betrug 2020 gut 3,3 Millionen.

Die meisten Bosnier gehören einer oder mehrerer der drei großen ethnischen Gruppen des Landes – Bosniaken, Kroaten und Serben – an, die sich entlang konfessioneller Grenzen herausgebildet haben, jedoch dieselbe Sprache sprechen.

Laut dem Zensus von 2013 bekennt sich in Bosnien-Herzegowina eine Mehrheit von ca. 50,7 % zum Islam (zumeist Bosniaken), gefolgt vom orthodoxen Christentum mit ca. 30,7 % (zumeist serbische Bosnier) und der römisch-katholischen Kirche mit ca. 15,2 % (zumeist kroatische Bosnier). 0,3 % sind Agnostiker und 0,8 % Atheisten. 2,3 % gehören anderen Religionen an oder gaben keine Antwort.

Die überwiegende Mehrheit der Bosnier spricht die štokavisch-ijekavische Variante des Serbokroatischen, die je nach persönlicher Präferenz als Bosnisch, Kroatisch oder Serbisch bezeichnet wird. Verbreitet sind auch die Angaben naš jezik („unsere Sprache“) oder lokalni jezik („lokale Sprache“), um die ethnische Zuordnung zu umgehen. Eine bedeutende Minderheitensprache ist das Romani.

In der Diaspora leben Bosnier vor allem in Nordamerika und Westeuropa. Zumeist kamen sie dorthin als Arbeitsmigranten („Gastarbeiter“) oder nach Beginn des Bosnienkrieges 1992 als Kriegsflüchtlinge. In Deutschland lebten im Jahr 2013 rund 240.000 Bosnier.

Während den Westteil der Herzegowina hauptsächlich Kroaten bewohnen, sind im Süd-Ost-Teil die Serben in der Mehrheit. Eine bosniakische Mehrheit besteht in den nördlich an der Neretva gelegenen Gemeinden Konjic und Jablanica.

In der Herzegowina wird ein Neuštokavisch-ijekavischer Dialekt des Serbokroatischen gesprochen. Als Standardsprachen werden Bosnisch, Serbisch und Kroatisch verwendet.

Quelle - Text: Wikipedia

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